Experimentelle Formate

Während im Bereich der „angewandten Formate“ das Verhältnis von Form und Funktionalität stärker betont wird, verstehen wir unter „experimentellen Formaten“ jene, in denen die Grenzüberschreitung systematisch erprobt und bearbeitet wird.

Das reicht von der „Dokumentation der Dokumentation eines internationalen künstlerischen Arbeitstreffens“ – 13001 FRIOUL – über politische Aktionen als Interventionen im öffentlichen Raum – TARIFA Refugee Project – bis hin zur Beteiligung am Filmfestival turtle.is. in Island.

Bei diesen Formaten ist die experimentelle Bewegung „zwischen den Räumen“ Programm: Wo sie im reinen angewandten Bereich mehr Mittel zum Zweck ist, um z.B. vom Entwurf zu einer spezifischen Anwendung zu gelangen, können die hier gemeinsam entfachten Kräfte noch weiter ausgebildet werden: Sei es, um das eigene Dokumentieren zur erweiterten Reflexion zu nutzen oder mittels Gitarren und Gitarrenverstärkern zu experimentieren, um durch die Tonabnehmer die Funkwellen von Mobiltelefonen hörbar zu machen.

Fortlaufend dienen die hier entfachten Kräfte dazu, reflexive Gestaltungsimpulse zu verstärken, Unbekanntes zu erforschen, Bekanntes dadurch auszuweiten und besser verstehbar zu machen.


13001 Frioul

Titel des Seminars: 13001 FRIOUL
Dozenten: Prof. Dr. Stefan Asmus/Dipl.-Des. Britta Wandaogo
Datum: Sommersemester 2004 - Sommersemester 2005

Im September 2004 trafen sich 30 internationale Künstler und Künstlerinnen auf der Insel Frioul (zugehörig zur Stadt Marseille) zu einem zweiwöchigen Treffen. Begleitet wurden sie von einer 16 Personen starken Gruppe Düsseldorfer Designstudenten, die es sich unter der Leitung von Prof. Dr. Stefan Asmus und Britta Wandaogo zur Aufgabe gemacht haben, das gesamte Geschehen auf der Insel zu dokumentieren.

Aufgrund des Umfangs und der Wirkmächtigkeit der dokumentarischen Arbeit wurde diese selbst als Teil der künstlerischen Intervention verstanden und dementsprechend in den Gesamtprozess auf der Insel integriert: so entstand die Dokumentation einer Dokumentation. Dieses dokumentierte Material beinhaltete als crossmediales Format die Bereiche Foto, Film, Sound und Text und wurde neben einem umfangreichen Katalog insbesondere auch für das WWW aufbereitet.

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Gitarren Gottes

Titel des Seminars: GITARREN GOTTES
Dozenten: Dipl.-Des. Christian Jendreiko
Datum: Sommersemester 2004

Die Idee zum Seminar-Format „Gitarren Gottes“ entstand 2003/04.
Unter der Leitung von Christian Jendreiko wurden die inneren Zusammenhänge zwischen visuellen und akustischen Erscheinungen ergründet.

Der Ausgangspunkt bildete bei diesem Experiment das Schwingen einer Gitarren-Saite. Von hieraus wurde zunächst mit Gitarren 4 und Gitarrenverstärkern experimentiert, um diese in einer weiteren Experimentierphase mit den Funkwellen von Mobiltelefonen zu koppeln.

Vom ursprünglichen Feedback-Experiment führte diese Reihe von größeren und kleineren Interventionen zu einem Stück Musik: Chaos und Ordnung gleichermaßen; Interaktivität und Rhythmik. Visualisiert wurde diese „Symphonie“ durch TV-Geräte, mit denen diese „Klangwellen“ in Bildern „übersetzt“ werden konnten.

Der übergeordnete BewegGrund: „Leben ist Bewegung Bewegung ist Klang Klang ist Bild Bild ist Bewegung Bild und Klang entstehen aus der Bewegung Bewegung ist Ursprung aller Kunst.“

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SPURENLESER. Konzeption und Entwurf einer interaktiven Archivierungs- und Dokumentationsanwendung für professionelle Spaziergänger

Art der Arbeit: Diplom
Bereiche: Interface
Thema: SPURENLESER. Konzeption und Entwurf einer interaktiven Archivierungs- und Dokumentationsanwendung für professionelle Spaziergänger
Diplomant: Stefan Göllner
Betreuer: Prof. Dr. Stefan Asmus/Prof. Philipp Teufel
Datum: Wintersemester 2005-06

Perseus begibt sich in das Labyrinth des Minotaurus, oder Hänsel und Gretel verlaufen sich im Wald. Beide Geschichten stehen auf der einen Seite für den Verlust von Orientierung, auf der anderen Seite markieren sie einen möglichen Neubeginn.

Bemerkenswerterweise können wir uns dieses Prinzip auch gestalterisch zu Nutze machen, so wie das Stefan Göllner in seiner Diplomarbeit gemacht hat: SPURENLESER. Darunter versteht er die Bezeichnung für eine interaktive Anwendung, in welcher der Begriff der Spur ebenfalls in zweierlei Hinsicht problematisiert wird: Zum einen im Verweis auf eine Kulturtechnik, wie sie schon von unseren entferntesten Vorfahren ausgeübt wurde. Zum anderen aber auch in Bezug auf ein wachsendes Interesse an dem Wissen um unsere eigenen Spuren, die wir als Flaneure im Raum hinterlassen haben.

Der SPURENLESER ermöglicht es uns daher, diese aufzuzeichnen und jederzeit wieder abrufen zu können, auch für andere und umgekehrt. Wechselseitige Spurenzirkulation.


ANDRIFT. Konzeption und Entwurf eines Filmportraitformats im Web

Art der Arbeit: Diplom
Bereich: Content First
Thema: ANDRIFT. Konzeption und Entwurf eines Filmportraitformats im Web
Diplomanten: Dušan Milenković/Holger Wolsing
Betreuer: Prof. Dr. Stefan Asmus/Prof. Klaus Hesse
Datum: Sommersemester 2008

Wie lässt sich das Wirkungsfeld eines Kommunikationsdesigners näher beschreiben? – Dass dieses über das reine Gestalten von visuellen Oberflächen hinausgeht, dürfte sich mittlerweile hoffentlich rumgesprochen haben.

Im Idealfall umfasst dieser Bereich nicht nur den Anspruch auf kommunikative Anschlussfähigkeit – u.a. über die Fähigkeit zur Veranschaulichung eines Problems – sondern kann zudem auch Vermittlung und Format-Forschung beinhalten.

Gerade die letzten beiden Punkte spielen bei Dušan Milenković und Holger Wolsing eine besondere Rolle. In ANDRIFT nähern sie sich der zeitgenössischen Kunst aus der Perspektive eines Designers. Das geschieht in der Form eines Interviewformates an der Schnittstelle zum Netz, basierend auf eine Reihe von kleineren Portraits mit zeitgenössischen Künstlern.

Diese Kontextverschiebung lässt auch Rückschlüsse auf unsere eigene Wahrnehmung zu, und zwar insbesondere im Hinblick auf die
konventionelle Unterscheidung von Kunst und Design.


AURA INDUSTRIES. Konzeption, Entwurf und Realisation einer interaktiven Mockvertising-Anwendung als Kritik medial verfasster Wahrheits- und Wirklichkeitsansprüche

Art der Arbeit: Diplom
Bereiche: Content First
Thema: AURA INDUSTRIES. Konzeption, Entwurf und Realisation einer interaktiven Mockvertising-Anwendung als Kritik medial verfasster Wahrheits- und Wirklichkeitsansprüche
Diplomanten: Malte Demuth/Moritz Wagner
Betreuer: Prof. Dr. Stefan Asmus/Prof. Dr. Christoph Breidenich
Datum: Wintersemester 2006/2007

Nicht nur im WWW können wir häufig nicht mehr genau einschätzen, ob die Berichterstattung, die wir dort verfolgen, auch wirklich der „Realität“ entsprungen ist. Bereits die „klassischen“ Massenmedien stehen diesbezüglich unter Manipulationsverdacht: Bilder erscheinen uns möglicherweise retuschiert, Berichte verzerrt.

Aus diesem Problembewusstsein heraus präsentieren uns die beiden Diplomanten Malte Demuth und Moritz Wagner einen umfangreichen Manipulationskatalog und zeigen darin auf, wie gezielt über die Darstellung manipuliert werden kann. Dabei reicht die Palette von klassischen Beispielen bis hin zu den neuesten „Media Fakes“ aus der Online-Welt. Als kritische Gestalter fragen sie sich darüber hinaus, wie diese propagandistischen Absichten auch praktisch über die Inszenierung überhöht werden können.

Ihr Rezept: AURA INDUSTRIES – eine gefakte Produktlinie, die an der Schnittstelle zum WWW für verschiedene Duftstoffe wirbt, mit denen der Grad der eigenen „Realitätsoptimierung“ individuell angepasst werden kann.

AURA INDUSTRIES. >>